Finanzierungsformen für Start-ups: Baden-Württemberg mit neuer Initiative

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Start-ups und andere Unternehmensgründungen sind ein wesentlicher Antriebsfaktor für ein stabiles Wirtschaftswachstum. Um die Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt aufrechtzuerhalten und die einheimischen Existenzgründer zu stärken, versucht die Politik, junge Unternehmer zu unterstützen. Da die Finanzierung die größte Hürde ist, die es beim Firmenstart zu überwinden gilt, fördert der Staat unterschiedliche Projekte. Baden-Württemberg hat nun eine weitere Finanzierungshilfe geschaffen. Wie diese aussieht und welche Finanzierungsformen Start-ups außerdem nutzen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wie fördert Baden-Württemberg seine StartUps?

Kapitalschwache, aber gründungswillige Unternehmer haben Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Kredit bei der Hausbank. Hier fehlen meist die Sicherheiten und das nötige Eigenkapital, um die Bank zu überzeugen. Die risikoaverse Haltung, die sich in den letzten Jahren auch wegen neuer Bankenregelungen wie Basel III verschärft hat, kommt Existenzgründern nicht zugute.

Für Start-ups ist die Wahl der Finanzierungshilfe wichtig. Sie kann über Erfolg und Misserfolg des Vorhabens entscheiden, da zu Beginn eine Menge Kapital nötig ist, das man alleine meist nicht aufbringen kann. (#01)

Für Start-ups ist die Wahl der Finanzierungshilfe wichtig. Sie kann über Erfolg und Misserfolg des Vorhabens entscheiden, da zu Beginn eine Menge Kapital nötig ist, das man alleine meist nicht aufbringen kann. (#01)

Video: Geld für Start-ups? Wer eine gute Idee hat, muss sich um die Finanzierung meistens keine Sorgen machen

Das Kapital spielt bei der Unternehmensgründung eine tragende Rolle, allerdings ist auch Know-how ein nicht zu unterschätzender Faktor. Es reicht nicht aus, als Gründer nur die Unterschiede zwischen einem Festgeldkonto und einem Girokonto zu kennen, um am Markt zu bestehen. Vor allem Kleinunternehmer müssen in vielen finanziellen Fragen fit sein, weshalb ein Kapitalgeber mit beratender Tätigkeit eigentlich die beste Option darstellt. Jedoch haben nicht alle jungen Unternehmer das Glück oder so gute Kontakte, dass sie Business Angel und VC-Kapitalgeber direkt überzeugen können.

Etwa ein Drittel der Start-ups in Deutschland nutzen unterschiedliche staatliche Fördermittel. Quelle: eigene Darstellung

Etwa ein Drittel der Start-ups in Deutschland nutzen unterschiedliche staatliche Fördermittel. Quelle: eigene Darstellung

Crowdfunding bietet Gründern viele Vorteile

Daher müssen auch alternative Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden. Da ist in erster Linie das Crowdfunding zu nennen. Auch ohne eine staatliche Förderung kann man das Start-up durch zahlreiche kleine Investoren finanzieren. Online kann jeder sein Projekt auf einschlägigen Crowdfunding-Plattformen vorstellen und interessierte Kapitalgeber für sich gewinnen.

Bekannte Plattformen sind:

  • Kickstarter.com
  • Indiegogo.com
  • Startnext.de
  • Crowdfunding.de

Da die Idee von mehreren Investoren unterstützt wird, verteilt sich das finanzielle Risiko auf viele Schultern und es finden sich leichter Geldgeber. Des Weiteren bietet die Finanzierungsphase einen Einblick in die Akzeptanz für die Idee in der Öffentlichkeit. Somit kann man als Gründer schon vor dem Start des Unternehmens abschätzen, wie erfolgreich die Geschäftsidee werden kann.

Da die Investoren auch nicht nur aus reiner Nächstenliebe derartige Projekte finanzieren, müssen auch Gegenleistungen erbracht werden. Beim Crowdfunding hat der Gründer die Möglichkeit, verschiedene Formen solcher Leistungen anzubieten. Das reicht von Vergünstigungen und Gutscheinen über kostenfreie Produkte bis hin zur Bekanntgabe der Investoren auf oder im Produkt, zum Beispiel über die Credits bei einem Videospiel.

Der Vorteil der vielen Investoren ist aber auch gleichzeitig ein Nachteil, da das Unternehmen dadurch zu einem erhöhten Verwaltungsaufwand gezwungen ist. Die Gegenleistungen müssen natürlich alle Investoren erreichen. Darüber hinaus ist die Konkurrenz inzwischen sehr hoch, so dass die Ideen auch kleinerer Projekte sehr überzeugend sein müssen. Das Projekt muss auf jeden Fall mit größerem Einsatz bekannt gemacht werden, um genügend Investoren zu finden.

Crowdinvesting mit Abgabe von Unternehmensanteilen

Das Crowdinvesting unterscheidet sich nur geringfügig vom Crowdfunding. Viele Plattformen bieten auch beide Formen der sogenannten „Schwarmfinanzierung“ an. Beim Crowdinvesting erhalten die Investoren allerdings Anteile am Unternehmen für ihr bereitgestelltes Kapital.

Wer sich dafür interessiert, findet beispielsweise auf folgenden Seiten verschiedene Angebote:

  • Companisto.de
  • Seedmatch.de
  • Deutsche-mikroinvest.de
  • Innovestment.de

VIDEO: Schwarmfinanzierung ist ein probates Mittel, schnell an Geld für gute Konditionen zu gelangen

Inkubator nutzen – einfach

Der Begriff Inkubator kommt ursprünglich aus dem medizinischen Bereich und ist der Fachausdruck für einen Brutschrank. In der Gründerszene ist der Inkubator im metaphorischen Sinne ebenfalls ein Brutschrank, da er es jungen Unternehmen ermöglicht, ohne eigene Infrastruktur zu wachsen und ihre Ideen umzusetzen.

Das Start-up wird von dem begleitenden Mutterunternehmen nicht nur mit Kapital versorgt. Zusätzlich wird die nötige Infrastruktur, in der Regel ausgestattete Büros oder andere Räumlichkeiten, zur Verfügung gestellt und der Inkubator ist ebenfalls als Berater tätig. Somit ist eine fundierte Analyse der Geschäftstätigkeiten möglich und etwaige Fehlerquellen können schon während des Entstehungsprozesses vermieden werden.

Da die Leistungen der Inkubatoren mit Anteilen am neuen Unternehmen vergütet werden, hat auch der Finanzier in diesem Fall ein starkes Interesse am Erfolg. Dieses System kann dank des Know-how des Mutterunternehmens eine Win-win-Situation hervorbringen. Je nach Partner und Geschäftsmodell unterscheiden sich die vereinbarten Konditionen.

Zu bekannten Inkubatoren in Deutschland zählen:

  • 1st Mover
  • Greenhouse
  • Hub:raum
  • Main Incubator
  • Media Lab Bayern
  • Project Flying Elephant
  • Rheingau Founders
  • Startplatz

Gründerwettbewerbe

Von verschiedenen Unternehmen und Verbänden werden Gründerwettbewerbe ausgeschrieben, bei denen sich Jungunternehmer mit ihrem Projekt um ein nicht unerhebliches Preisgeld bewerben können. Mit einer guten Idee, einer überzeugenden Vorstellung und ein wenig Glück kann man so an ausreichend Startkapital kommen.

Bekannte Wettbewerbe sind zum Beispiel:

  • Der KfW-Award „Gründerchampions“
  • Start2grow
  • Der KUER Gründungswettbewerb
  • CODE_n_Award
  • Der Gründerwettbewerb – Digitale Innovationen

In Deutschland finden jährlich fast 200 solcher Wettbewerbe statt. Neben dem möglichen Preisgeld locken noch weitere für Gründer attraktive Möglichkeiten. Auf derartigen Veranstaltungen kann man natürlich bestens Kontakte knüpfen und so neue Geschäftspartner gewinnen oder neue Reize für die eigene Geschäftsidee aufnehmen.

Zusätzlich erhält man eine fundierte Rückmeldung zu seiner Unternehmensidee und kann Kritikpunkte bestenfalls direkt in die Tat umsetzen. Externes Know-how ist für Gründer sehr wichtig, um Fehler zu vermeiden. Nicht zu verachten ist auch die mediale Aufmerksamkeit, die man durch den Gewinn solcher Wettbewerbe erlangen kann.

Politik will Selbstständige stärken

Existenzgründungen sind die Grundlage für wirtschaftliches Wachstum. Das sieht die Politik auch so und hat deshalb verschiedene Finanzierungshilfen für Start-ups ins Leben gerufen. Dabei kann man sich als Unternehmensgründer beispielsweise für folgende Maßnahmen bewerben:

  • ERP-Kapital für Gründung
  • ERP-Kapital – StartGeld
  • ERP-Gründerkredit – Universell
  • Mein Mikrokredit
  • Mikromezzaninfonds Deutschland

Nun will das Bundesland Baden-Württemberg die Finanzierungsformen Crowd-Funding und staatliche Förderung zusammenbringen. Mit Hilfe der L-Bank sollen kleine Start-ups gefördert werden. Das Wirtschaftsministerium hat dafür eine eigene Online-Plattform eingerichtet, auf der Unternehmensgründer ihre Idee vorstellen und nach dem Crowdfunding-Prinzip Geld einsammeln können.

Infobox L-Bank

Die L-Bank, auch Landeskreditbank Baden-Württemberg, ist das Landesförderinstitut des Bundeslandes Baden-Württemberg und betreibt verschiedene Förderprogramme zur Unterstützung von Privatpersonen und Unternehmen sowie von öffentlichen Einrichtungen.

Wird die Hälfte des benötigten Geldes durch verschiedene Unterstützer bereitgestellt, können die Gründer von der L-Bank ein Darlehen in einer Höhe von bis zu 10.000 Euro erhalten. Die Landtagsabgeordnete und Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, möchte so die Rahmenbedingungen für neugegründete Unternehmen weiter verbessern.
„Baden-Württemberg ist bereits ein attraktiver Standort für Start-ups und traditionell ein Land der Tüftler, Denker und Existenzgründungen.“

Um diese Punkte weiter zu untermauern, werden in Zukunft vor allem kleinere Unternehmen bei der Gründung unterstützt. Das neue Förderprogramm mit dem Namen „MikroCrowd“ richtet sich also vor allem an Einzel- und Kleinstunternehmen.
Das Kapital, das zur Verfügung gestellt wird, ist eben nicht aufgrund seiner Höhe, die gerade einmal den 4-stelligen Bereich komplett abdeckt, das Besondere, sondern die davon profitierende Klientel. Bislang konnten die Gründer mit wenig Kapitalbedarf nicht immer staatliche Förderungen in Anspruch nehmen, da nur bei höheren Investitionen Unterstützungen möglich waren.

Nun sind nach Angaben von Wirtschafsministerin Hoffmeister-Kraut jedoch 90 Prozent aller Unternehmensgründungen in Baden-Württemberg Kleinunternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten. Um in diesem Bereich die Förderung zu verbessern, wurde also das neue Projekt ins Leben gerufen.

Die meisten Start-ups verfügen in den frühen Phasen über weniger als zehn Mitarbreiter. Quelle: eigene Darstellung

Die meisten Start-ups verfügen in den frühen Phasen über weniger als zehn Mitarbeiter. Quelle: eigene Darstellung

Statistik Durchschnittliche Mitarbeiterzahl von Start-ups in Deutschland

  • Seed Stage: Konzeptentwicklung ohne Umsätze
  • Startup-Stage: Marktreifes Angebot; erste Umsätze und/oder Kundennutzen
  • Growth-Stage: Marktreifes Angebot; starkes Umsatz- oder Nutzerwachstum
  • Later-Stage: Etablierter Marktteilnehmer und/oder plant Trade-Sale, Börsengang erfolgt oder steht bevor
  • Steady Stage: Startup weist kein starkes Umsatz- oder Nutzerwachstum mehr auf

Neben dem Startkapital, das eigentlich für alle kleinen Start-ups, die keine großartige Betriebsausstattung in Form von Maschinen o. Ä. benötigen, ausreichen sollte, wird den Jungunternehmern auch Know-how vermittelt. Somit wird zusätzlich durch ein vorbereitendes Coaching in Business und Marketing das Risiko eines Marktversagens reduziert.

Die Zielgruppe der Förderung ist nicht abgegrenzt, fokussiert sich jedoch auf web- und logistikbasierte Neugründungen in folgenden Branchen:

  • Digital Services,
  • Design,
  • Ernährung,
  • Mode,
  • Kommunikation und
  • Ökologie.

Ablauf der neuen Förderung

  1. Es wird zwei Möglichkeiten geben, von dem Projekt finanzielle Hilfe zu erhalten: Entweder durch die Mischform aus Crowdfunding und Darlehen oder eine reine Finanzierungsunterstützung durch einen Direktkredit.
  2. Bei der Mischform wird nach dem Prüfen der Unternehmensidee durch die L-Bank das Crowdfunding-Projekt auf der eigens eingerichteten Plattform online gestellt.
  3. Nun sind die Kunden gefragt, das Projekt der jeweiligen Unternehmensgründer zu unterstützen. Um ein zusätzliches Darlehen zu bekommen, müssen über diesen Weg mindestens 50 Prozent des Finanzierungsbedarfs gedeckt werden.
  4. Die restlichen 50 Prozent werden mit dem Darlehen der L-Bank gedeckt – bis zu einem Maximalbetrag von 10.000 Euro. Wird das „Fundingziel“ der ersten 50% nicht erreicht, kommt allerdings auch keine zusätzliche Finanzierung zustande.
    Diese Idee der staatlich unterstützten Förderung hat den Vorteil, dass über die Crowdfunding-Plattform bereits ein erster Eindruck über das Kundeninteresse entsteht. Somit wird vor dem Unternehmensstart bereits ersichtlich, wie gut eine Unternehmensidee bereits in der Öffentlichkeit ankommt.

Direktdarlehen über die L-Bank ebenfalls möglich

Für Start-ups, die nicht für die breite Masse interessant sind, ist womöglich der zweite Weg der Förderung interessanter. Da auch durchaus gute Ideen nicht immer in der Öffentlichkeit genug Zuspruch finden, ist ein Direktdarlehen in entsprechenden Fällen sinnvoller. Hier können 80 Prozent des Kapitalbedarfs mit einem ebenfalls auf 10.000 Euro begrenzten Darlehen finanziert werden. Der Kapitalbedarf in dieser Form kann demnach 12.500 Euro betragen, von denen 2.500 Euro durch Eigenkapital gedeckt werden müssen.
Das könnte vor allem für Unternehmensgründer im b2b-Bereich, zum Beispiel für beratende Dienstleistungsunternehmen, attraktiv sein. Diese haben dann auch ohne das logischerweise geringere Interesse von Privatpersonen die Chance, ihren Traum des eigenen Betriebes zu verwirklichen.

Das ist jedoch noch nicht das Ende des Förderungsvorhabens der baden-württembergischen Landesregierung. Mehr private Investoren sollen durch den Innovationsfonds zur vermehrten Anlage in Risikokapital animiert werden. Dafür soll erneut in Zusammenarbeit mit der L-Bank ein Venture-Capital-Fonds mit einem angestrebten Gesamtvolumen von 50 Millionen Euro geschaffen werden.

„Wir brauchen im Land ausreichendes Risikokapital, damit gerade die wagemutigsten und fähigsten Köpfe mit den innovativsten Geschäftsmodellen hier auch eine adäquate Finanzierung erhalten und nicht abwandern“, sagte Hoffmeister-Kraut mit Blick auf den VC-Fonds. Das Land versucht also, über mehrere Wege den Standort Baden-Württemberg für Start-ups interessanter zu machen.
Wer in Baden-Württemberg ein Unternehmen gründen möchte, kann sich für die Förderung auf der MikroCrowd-Plattform bewerben. Die Plattform läuft über Startnext, eine Plattform, die bislang über 800.000 Nutzer aufweist und dementsprechend über eine ordentliche Reichweite verfügt.

Weitere Förderprogramme in Deutschland

Selbstständige, die außerhalb von Baden-Württemberg ein Unternehmen gründen wollen, müssen jedoch andere Finanzierungsmöglichkeiten nutzen. Natürlich hat nicht nur das Bundesland Baden-Württemberg eine Förderung für junge Unternehmen bereitgestellt. Es gibt weitere Förderprogramme der anderen Länder, des Bundes und der EU. Für einen Überblick sorgt die Förderdatenbank der Bundesregierung.

In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten für Start-ups, an Startgelder zu gelangen. Doch bis zur Finanzierung ist es ein weiter Weg. Bildquelle: startup-report.de

In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten für Start-ups, an Startgelder zu gelangen. Doch bis zur Finanzierung ist es ein weiter Weg. Bildquelle: startup-report.de

Bildnachweis: ©ShutterstocK-Titelbild: Mathias Rosenthal-#01:Wright Studio

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