Karstadt Stuttgart: Königstraße schließt für immer

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Karstadt Stuttgart, das sind knapp 20 Jahre Stuttgarter Stadt-Geschichte. Jetzt ging die Ära Karstadt in Stuttgart sehr plötzlich und völlig unspektakulär zu Ende.

Karstadt in der Königstraße ist nicht mehr

Der Karstadt-Konzern hatte es plötzlich sehr eilig, seine ehemals stolze Filiale in der Stuttgarter Königstraße zu schließen. Verlautbarte man zuerst, dass man am 16. Mai 2015 die Türen für immer schließen wird, eilte es dann doch so sehr, dass man bereits am Mittwoch – also schon am 13. Mai – den Schlüssel zum letzten Mal umdrehte, wie der Betriebsratsvorsitzende Michael Markowsky gegenüber der Stuttgarter Zeitung erklärte. Karstadt Stuttgart ist nun Geschichte.

Ausverkauf im Karstadt Stuttgart

In den letzten Wochen wurde im Karstadt-Haus in der Königstraße alles verkauft, was nicht niet- und nagelfest war. Im Räumungsverkauf wurden nicht nur die Restbestände der Waren mit bis zu 70% Rabatt verschleudert. Auch die Einrichtung des Kaufhauses wurde zum Verkauf angeboten: Theken, Schaufensterpuppen – Alles!

Offenbar verlief der Ausverkauf erfolgreicher und schneller als angenommen. So konnte die Filiale in der Königstraße drei Tage früher geschlossen werden als geplant, wie Markowsky erklärte. Die Belegschaft wurde daraufhin freigestellt.

Das plötzliche Ende

Von Wolfgang Krüger, dem Landesfachsekretär der Gewerkschaft Verdi für den Bereich Handel, konnte man im Oktober letzten Jahres hören, dass Karstadt seiner Stuttgarter Filiale noch allerbeste Chancen einräumte, auch weiterhin bestehen bleiben zu können.

Der Standort sei profitabel und man sei mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Standorts Stuttgart zufrieden, so habe sich der frühere Arbeitsdirektor von Karstadt geäußert. Zuversichtliche Worte, die sicher für viele in der Belegschaft Träger der Hoffnung waren. Die Hoffnung, am Arbeitsplatz in dem traditionsreichen Haus weiter in Lohn und Brot zu stehen.

Aber genau im Monat Oktober 2014 kam es dann, dass der Karstadt-Konzern völlig überraschend verkündete, den Standort Stuttgart doch zu schließen. Kein Wort mehr von der Zuversicht, die noch im März über die Lippen des Arbeitsdirektors kam.

Für die über 200 Mitarbeiter der Belegschaft ebenso unerwartet wie schockierend, hatte man doch nach all den immer wieder auflebenden Gerüchten um eine mögliche Schließung wieder Zuversicht gefasst. Sogar Stellenstreichungen und Entlassungen hatte die Belegschaft hingenommen, daran glaubend, dass der Standort nach dem bitteren Aderlass als ganzes noch Bestand haben könnte.

Ein Jahr fehlt der Stuttgarter Filiale zum Zwanzigjährigen. Im April 1996 war es, als sie eröffnet wurde. Jetzt, da die Ära Karstadt in Stuttgart beendet ist, gehen natürlich Gerüchte um, was wohl mit dem Gebäude passieren wird. Die Lage in der Königstraße ist gut und dürfte sicher für andere Handelshäuser als Standort interessant sein.

Derzeit wird die irische Modekette Primark als möglicher Nachfolger gehandelt. Primark, die auch in modernen Shopping Malls wie der Waterfront in Bremen sitzt, äußerte sich hier bisher noch nicht. Auch von anderer Seite wurde das Gerücht nicht kommentiert.

Verdi: „Schließung für Benkos Profit“

Im Oktober 2014 erklärte der Verdi-Landesfachbereichsleiter Bernhard Franke, dass die geplante Schließung des Karstadt-Hauses in Stuttgart nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi mit der schwierigen Lage des Konzerns nichts zu tun habe. Es gehe rein um den persönlichen Profit des österreichischen Neu-Eigentümers René Benko, der sich auf Kosten der Belegschaft bereichere.

Franke äußerte auch, das es gerade die Stuttgarter Filiale von Karstadt sei, die sich im Konzernvergleich besonders gut entwickle. Zwei andere neu eröffnete Einkaufszentren hätten Umsatzerwartungen von jährlich 350 Millionen Euro – immerhin ein Drittel der gesamten Erlöse der Stuttgarter Innenstadt. Franke äußerte auch die Vermutung, dass die Erträge des Karstadt-Hauses durch überhöhte Mieten in fremde Taschen flössen und so ein profitables Ergebnis von Karstadt Stuttgart verhinderten.


Bildnachweis: © morguefile.com – cheriedurbin

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