Selbständigkeit in der Kosmetikindustrie: Ist das heute noch möglich?

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Kosmetik gehört heute für viele Haushalte dazu. Neben Cremes und Haarpflegeprodukten dreht es sich um Herren- und Damendüfte – oder Zahnpflegeprodukte und Deos. Laut Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. haben die Unternehmen aus der Kosmetikbranche im Jahr 2016 mehrere Milliarden Euro mit den verschiedenen Produkten umgesetzt.

So kommen Haar- und Hautpflegemittel auf zusammen mehr als sechs Milliarden Euro Marktanteil. Herren- und Damendüfte schaffen immerhin noch mehr als 1,5 Milliarden Euro.

Ist der Kosmetikmarkt das richtige für Start-Ups?

Gründe, die den Kosmetikmarkt auch für Start-Ups interessant machen. Denn je mehr Schönheit und perfekter Teint in den Mittelpunkt rücken, desto größer die Nachfrage nach entsprechenden Produkten aus den gewünschten Bereichen.

Die Kosmetikbranche als Einstieg in die Selbständigkeit – hier werden zuerst die Möglichkeiten des Einzelhandels wahrgenommen. In der Praxis lässt sich aber auch mit ganz anderen Ideen durchstarten. Naturkosmetik oder DETOX- und neue Ansätze in der Erhaltung der Hautgesundheit sind zwei weitere Beispiele, wie sich Start-Ups im Bereich Kosmetik und Hygiene positionieren können. Allerdings zeigen Medienberichte auch, dass nicht alles erlaubt ist, was gefällt. Gerade wenn Artikel aus dem Luxussegment angeboten werden, kann der eine oder andere Stolperstein im Weg liegen. In diesem Artikel sollen einige Ideen für Startups in der Kosmetikbranche näher aufgezeigt werden

 

Die Kosmetikbranche ist heute ein hartes Pflaster für Start-Ups. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, auch heute noch in dem Markt Fuß zu fassen. (#01)

Die Kosmetikbranche ist heute ein hartes Pflaster für Start-Ups. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, auch heute noch in dem Markt Fuß zu fassen. (#01)

 

Kosmetikbranche = Luxusbranche?

Mir reicht eine Creme für alles! Diese Haltung war bei Männern lange verbreitet. Inzwischen ist auch das „starke Geschlecht“ zunehmen auf den Geschmack gekommen. Es wird gecremt, gezupft und gesprüht.

Allein für Männer sind mittlerweile vor allem folgende Produkte interessant:

  • Rasierwasser oder Rasiergel (Aftershave)
  • Duschgel
  • Gesichtscremes für Männer
  • Anti-Aging-Cremes
  • Männerdeo
  • Bodylotion
  • Sonnencreme

Dies zeigt sehr eindrucksvoll, dass auch beim Mann die Kosmetik eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Laut Informationen des Bundesverbandes Parfümerien auf dem Jahr 2015 macht Männerkosmetik mittlerweile knapp 20 Prozent des Angebots aus, wie die Stiftung Warentest berichtet. Und Kosmetik hat durchaus ihren Preis. Viele Produkte aus der Drogerie um die Ecke liegen im unteren bis mittleren Preissegment. Wer einen Blick in edle Parfümerien wirft, sollte sich schon mal nach einem Stuhl umschauen. Düfte, die für 30 ml mehrere hundert Euro oder einige tausend Euro kosten, sind keine Seltenheit.

Und spätestens jetzt leuchtet ein, warum Kosmetik – zumindest in Teilen – immer noch eine Luxusbranche ist. Trotzdem gibt es einen Markt für Pflegeprodukte aus dem hochpreisigen Segment, die mit dreistelligen Eurobeträgen zu Buche schlagen. Dies eröffnet letztendlich natürlich auch Chancen, da am Ende mit hohen Margen gearbeitet werden kann

Mir reicht eine Creme für alles! Diese Haltung war bei Männern lange verbreitet. Inzwischen ist auch das „starke Geschlecht“ zunehmen auf den Geschmack gekommen. Es wird gecremt, gezupft und gesprüht. (#02)

Mir reicht eine Creme für alles! Diese Haltung war bei Männern lange verbreitet. Inzwischen ist auch das „starke Geschlecht“ zunehmen auf den Geschmack gekommen. Es wird gecremt, gezupft und gesprüht. (#02)

Betätigungsfelder für Start-Ups

Kosmetik = Cremes, Deo und Parfüm. Lippenstift, Mascara und Co. gehören aber genauso dazu. Die Vielfalt der Produkte ist inzwischen genauso groß wie die Anzahl der Marken, welche sich um das Geld der Kunden bemühen.

Ein wesentlicher Einstiegspunkt ist und bleibt der Onlineshop – um sich als Start-Up mit Kosmetik zu profilieren.  Im Vergleich zum Technikversand oder Shops rund um Outfit und Mode steht der Versandhandel bei Kosmetik vor einigen Herausforderungen. Kunden wollen die Produkte in die Hand nehmen und sensorisch wahrnehmen – sprich riechen und auf der Haut fühlen. Trotzdem können gut beschriebene und bebilderte Produkte auch im Online-Shop überzeugen. Dazu kommen Vorteile wie gemütliches Home-Shopping und oftmals sehr günstige Preise.

Ein Grund, warum POS (Point of Sale) im stationären Handel mit Spiegel und Probepackungen ausgestattet sind. Damit ist der Online-Versandhandel hinsichtlich der Zielgruppe für den Erstkauf meist benachteiligt – und wird auf Zielgruppen mit klarer Vorstellung vom Wunschprodukt setzen. Start-Ups sind in der Kosmetikbranche aber nicht automatisch auf den Versandhandel festgelegt.

Einstiegspunkte können:

  • Entwicklung neuer Kosmetik
  • DIY-Konzepte
  • Kosmetikequipment

sein. Letzteres zielt beispielsweise darauf ab, Hardware rund um Kosmetik – wie den Schminktisch oder den Schminkspiegel zu entwickeln. Start-Ups bietet sich auch die Gelegenheit, mit intelligenten Verpackungskonzepten in eine Nische vorzustoßen – etwa mit besonderen Verpackungsgrößen.

In den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat Natur- und DIY-Kosmetik. Letzteres steht für Do it Yourself und zielt auf den Gedanken ab, dass Kunden ihre Kosmetik selbst zusammenstellen. Bisher scheinen die Erfahrungen der Branche damit recht positiv zu sein. Ob sich der hohe Betreuungsaufwand am Ende rechnet bzw. die Preise auch langfristig vom Kunden angenommen werden, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Ein interessanter Trend bleibt dies dennoch, zumal es noch jede Menge Möglichkeiten für neue wirtschaftliche Existenzen bietet.

In den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat Natur- und DIY-Kosmetik. Letzteres steht für Do it Yourself und zielt auf den Gedanken ab, dass Kunden ihre Kosmetik selbst zusammenstellen. (#03)

In den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat Natur- und DIY-Kosmetik. Letzteres steht für Do it Yourself und zielt auf den Gedanken ab, dass Kunden ihre Kosmetik selbst zusammenstellen. (#03)

Kosmetik Start-Up: Was kann schiefgehen?

Die Gründung eines Start-Ups ist und bleibt eine Herausforderung. Zu den Schwierigkeiten gehört die Finanzierung der Gründung. Neben Eigenkapital, das oft auch aus der Familie kommt, sind Gründer oft auf Kredite oder Förderungen angewiesen. Und hier wird die Geschäftsidee sehr kritisch beäugt.

Zur Hürde kann auch werden, dass man einfach das erste Unternehmen am Markt ist. Es gibt immer noch Nischen im Kosmetikmarkt, die nicht besetzt sind. Hier fehlt die Möglichkeit, auf Best-Practice-Beispiele zurückgreifen – was das Risiko für Fehler deutlich erhöht. Und es gibt einen weiteren Punkt. Beispiel: Zwischen einem Kosmetikkonzern und einer Parfümkette tobt derzeit ein Rechtsstreit. Im Kern geht es darum, ob der Konzern den Vertrieb über spezielle Plattformen untersagen darf. Und wie Medienberichte – etwa im Handelsblatt – andeutet, scheint das Pendel in Richtung Kosmetikkonzern auszuschlagen.

Dabei ging es um einen Streit zwischen der Parfümerie Akzente, die Coty-Markenprodukte auf Online-Handelsplattformen wie Amazon und eBay vertrieb. Der Kosmetikhersteller Coty klagte dagegen und scheint nun vor dem EuGH Recht zu bekommen, wenn das Gericht dem Generalanwalt folgt. Allerdings sind vorher noch kartellrechtliche Aspekte zu klären, wenn es im Extremfällen zum Beispiel nur noch dem Hersteller erlaubt ist, seine Produkte über Onlineplattformen zu vertreiben.

Start-Ups, die sich im Einzelhandel – speziell dem Vertrieb im Onlineshop – positionieren wollen, können an den Vorschriften der Kosmetikhersteller scheitern. Nicht minder groß ist das Risiko, wenn Produkte selbst hergestellt werden. Hier sind besondere Kennzeichnungs- und Erlaubnispflichten zu beachten, damit die Ware überhaupt an den Endverbraucher abgegeben werden darf. Wer hier die Vorgaben nicht genau beachtet, sieht sich später eventuell juristischen Konsequenzen ungeahnten Ausmaßes gegenüber.
Neben diesen für die Branche spezifischen Stolpersteinen tauchen natürlich jene Hürden auf, denen jedes Start-Up gegenübersteht.

Dazu gehören:

  • Buchhaltung (zeitlicher Aufwand, fehlendes Geld für Fachpersonal, große Menge an Regelungen)
  • Finanzierung (enger finanzieller Rahmen, schwieriges Finanzierungsumfeld)
  • Personalwirtschaft (Wettbewerb um potenzielle Top-Angestellte)
  • Steuerrecht.

Jedes Start-Up kann scheitern – wenn die Zielgruppe nicht den nötigen Umsatz generieren kann oder Kosten zu hoch sind. In der Kosmetikbranche gibt es noch einige andere Fallstrike im Auge zu behalten.

Video: Kosmetik: Gertraud Gruber erhält Preis für Lebenswerk vom BEAUTY FORUM

Fazit: Mit der richtigen Idee als Kosmetik Start Up Fuß fassen

In Deutschland werden jedes Jahr Milliarden für Produkte rund um Haut- und Gesichtspflege, Parfüm und Deo ausgegeben. Lange hat hier der stationäre Handel dominiert. Inzwischen buhlen aber vermehrt auch Onlineshops um die Gunst der Kunden. Hier bietet sich die Möglichkeit, als Start-Up im Markt Fuß zu fassen. Ein auf die Zielgruppe ausgerichteter Shop mit dem richtigen Marketingkonzept kann hier sicherlich punkten. Aber auch an anderer Stelle können Gründer mit pfiffigen Ideen Erfolg haben.

Gerade durch den Trend hin zum Slow Food und dem wachsenden Interesse an Nachhaltigkeit rückt die Naturkosmetik wieder in den Vordergrund. Ein Bereich, in dem Start-Ups erfolgreich Nischen besetzen können. Darüber hinaus spielt auch DIY Kosmetik eine wachsende Rolle. Damit das Projekt Existenzgründung Erfolg hat, kommt es aber auch hier darauf an, alles richtig zu machen – vom Businessplan bis zur Personalverwaltung. Wer hier alle Punkte beachtet, kann am Ende eine erfolgreiches Geschäftsgründung anpeilen.


BIldnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Africa Studio  -#01: volodyar -#02: Anna Ok  -#03: Anna Ok

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