Löhne + Gehälter: Frankreich!

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Informationen über Löhne + Gehälter in Frankreich sind für alle, die mit dem Gedanken spielen dorthin auszuwandern interessant. Denn neben der schönen Landschaft mit Küsten und Bergen muss natürlich auch am Ende des Monats die Kasse stimmen, damit man ein entspanntes Leben führen kann. Wie gestalten sich Löhne und Gehälter in Frankreich und sind sie mit dem deutschen Niveau vergleichbar?

Löhne und Gehälter in Frankreich: Ein Überblick

Frankreich als potenzielles Arbeitsland ist für viele Deutsche eine verlockende Vorstellung. Das angenehme Klima und der südländische Lebenswandel in einigen Regionen wirken attraktiv und anziehend. Zudem kommt, dass es über das europäische Abkommen unnötig ist, eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis zu beantragen.

Wer in Grenznähe wohnt, dem winkt eine Erweiterung des hiesigen Arbeitsmarktes um ausländische Firmen. Und zu guter Letzt ist die Entsendung durch den deutschen Arbeitgeber eine beliebte Möglichkeit, um der eigenen Karriere durch den Expats-Aufenthalt einen Schub zu verleihen.

Was man jedoch unbedingt berücksichtigen muss bei seiner Entscheidung, ist die wirtschaftliche Lage in Frankreich. Die Arbeitslosenquote ist mit 10 % recht hoch, und das Land durchläuft eine Flaute.  Entsprechend sind die Löhne und Gehälter in Frankreich nicht gerade üppig. Wer allerdings in einer gefragten Sparte arbeitet, der wird schnell einen Job finden. Soziale Berufe wie Lehrer, Erzieher oder Pflegekräfte sind gesucht. Auch der Dienstleistungssektor braucht Personal. In Hotels, Restaurants oder im Einzelhandel gibt es viel zu tun.

Besonders begehrt sind Fachkräfte mit technischem Hintergrund, wie zum Beispiel Ingenieure. Wachstum und damit Bedarf an Mitarbeitern verzeichnen die Baubranche, die Landwirtschaft und die Umwelttechnik.

Video: Arbeiten in Frankreich: warum gute Sprachkenntnisse ein Muss sind

Löhne und Gehälter in Frankreich im Fokus

Was kann man mindestens in Frankreich erwarten und bei welchen Berufen winken die hohen Gehälter? An diesen Eckpunkten können sich Arbeitnehmer für ihre Entscheidung orientieren.

Frankreich führt, genau wie Deutschland einen Mindestlohn. Er nennt sich Salaire Minimum Interprofessionnel de Croissance und wird SMIC abgekürzt. Der SMIC hat eine sehr lange Tradition, existiert er doch bereits seit 1950.

Die Höhe wird jedes Jahr zum 1. Juli vom Staat neu festgelegt und orientiert sich am aktuellen Lohnniveau. Bei einer 35-Stunden-Woche beträgt der SMIC im Jahr 2019 etwa 1.521,22 Euro im Monat. Bezogen auf die Arbeitsstunde sind das 10,03 €.

SMIC: Besonderheiten

Befinden sich Mitarbeiter in der Ausbildung erhalten sie nur einen Prozentsatz des Mindestlohnes abhängig von Ausbildungsjahr und Alter.

jünger als 18 Jahre zwischen 18 und 21 Jahre älter als 21 Jahre
1. Ausbildungsjahr 25 % 41 % 53 %
2. Ausbildungsjahr 37 % 49 % 61 %
3. Ausbildungsjahr 53 % 65 % 78 %

 

Abhängig von der Branche kann dieser Prozentsatz auch höher ausfallen. Im Baugewerbe erhalten die Azubis beispielsweise 40 % des SMIC bereits im ersten Ausbildungsjahr.

Video: Praktikum in Frankreich Beispiel La Rochelle – Berufliche Bildung Deutschland / Frankreich

Höhere Löhne und Gehälter in Frankreich

Im Durchschnitt verdient der Franzose aber oft mehr als den Mindestlohn. Abhängig von Branche, Beruf und Region liegt das durchschnittliche Jahresgehalt beispielsweise im Großhandel bei 31.000 €. In der Industrie und im Bauwesen verdient ein französischer Arbeitnehmer ca. 35.000 € im Jahresschnitt.

Gut zu wissen: Besonders an der Mittelmeerküste und in den Großstädten werden überdurchschnittlich hohe Gehälter gezahlt. Im Landesinneren dagegen muss man mit weniger Geld pro Monat rechnen.

Zur besseren Orientierung stellt das französische Amt für Statistik eine Übersicht zu Löhnen und Gehältern in Frankreich nach Berufsgruppen zur Verfügung. Diese ist online unter einsehbar.

Löhne und Gehälter in Frankreich: Hoher Verdienst im Vertrieb trotz angespannter Wirtschaftslage

Wer plant sein Glück in Frankreich im Vertrieb zu suchen, der kann sich freuen. Zwar ist auch hier die wirtschaftliche Anspannung spürbar aber die Unternehmen wissen sich zu helfen. Attraktive Gehälter werden durch einen variablen Teil beim Gehalt erzielt, der erfolgsabhängig ausgezahlt wird.

Diese Form der Provisionsausschüttung ist alten Vertriebshasen auch aus Deutschland bekannt. In Frankreich gibt es aber noch eine spezielle Abwandlung: Viele Unternehmen bieten dabei statt Barem einen geldwerten Vorteil an. Für den Arbeitnehmer ist dieses Konzept meistens sehr attraktiv:

Abhängig von der Berufserfahrung kommen so ganz ordentliche Gehälter bei rum. Wer beispielsweise bereits 5 Jahre im Vertrieb arbeitet, kann mit 30.000 – 45.000 € im Jahr in die Verhandlung gehen. Diese Annahme gilt für die Großstadt, in ländlichen Gebieten fällt das Gehalt geringer aus.

Fachkräftemangel im MINT-Sektor ist kein alleiniges deutsches Phänomen. Auch in Frankreich suchen Arbeitgeber händeringend nach Ingenieuren.

Fachkräftemangel im MINT-Sektor ist kein alleiniges deutsches Phänomen. Auch in Frankreich suchen Arbeitgeber händeringend nach Ingenieuren.(#01)

Löhne und Gehälter in Frankreich: Ingenieure werden gesucht

Fachkräftemangel im MINT-Sektor ist kein alleiniges deutsches Phänomen. Auch in Frankreich suchen Arbeitgeber händeringend nach Ingenieuren. Daher liegen die Gehälter hier oft ein wenig höher, dennoch ist die Wirtschaftsflaute spürbar. Beste Chancen hat man in der Pharmazie und Aeronautik.

Diese Sparten sind unterbesetzt und die Franzosen brauchen Spezialisten, für die auch gut gezahlt wird: In Großstädten bis zu 60.000 € im Jahr. Im Vergleich zu Deutschland liegen die Gehälter allerdings weit zurück.

Das Sozialversicherungssystem in Frankreich

Genau wie in Deutschland gibt es auch in Frankreich ein staatliches Sozialversicherungssystem. Es umfasst die Altersvorsorge, die Absicherung im Krankheitsfall bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten. Verliert ein Franzose seinen Job, kann er mit Arbeitslosengeld rechnen, wenn er zuvor sechs Monate tätig war und in die Sozialversicherung eingezahlt hat.

Gut zu wissen: In Deutschland werden von den Krankenkassen die Behandlungskosten zumeist vollständig übernommen. Nicht so in Frankreich: Hier werden rund 60 Prozent der Arzt- oder Medikamenterechnung beglichen. Den Rest zahlt man selber.

Die verschiedenen Bereiche der Sozialversicherung in Frankreich

Im Vergleich zu Deutschland ist das französische Sozialversicherungssystem sehr komplex. Es setzt sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Abgaben zusammen und hat eine staatliche Krankenversicherung, die sich aus mehreren Teilen zusammensetzt. Etwa 20% von seinem Monatsgehalt zahlt der Franzose für das Sozialversicherungssystem.

Folgende Tabelle gibt einen Überblick zu den wichtigsten Bereichen der französischen Sozialversicherung:

Bereich Sozialversicherung Abgabe für den Arbeitnehmer Erklärung Abkürzung
 

Contribution au remboursement de la dette sociale

 

0,5 %  

Beitrag zur Abzahlung der Sozialschulden im Sozialversicherungssystem. Das Sozialversicherungssystem in Frankreich trägt sich nicht selbst und ist überschuldet.

 

 

CRDS
Contribution sociale généralisée

 

9,2 % Allgemeiner Solidaritätsbeitrag, enthalten sind Beiträge für die Altersvorsorge, staatlicher Versicherungsschutz für Bürger und Zulagen für Familien. CSG
Régime obligatoire:

·         Régime Général

·         Régime Agricole

·         Régime social des Indépendants (RSI)

·         Régimes Spéciaux

0,75% Krankenversicherung für die einzelnen Berufsgruppen. Rund 80- 90 Prozent der Franzosen sind in der Régime Général versichert, die für Angestellte zuständig ist. Eine eigene Versicherung haben Selbstständige (RSI), Landwirte (Régime Agricole), Eisenbahner, Seeleute und Angestellte der öffentlichen Versorgungsbetriebe (Régimes Spéciaux). Je nach Versicherung anders
Mutuelle Santé Variiert Eine gemeinnützige Personengesellschaft, die zusätzlich zur Krankenkasse gewählt wird. Sie erstattet den fehlenden Betrag zur Behandlungsrechnung, den die Régime obligatoire nicht übernimmt. Je nach Versicherung anders

Zusätzlich werden noch andere optionale Sozialabgaben erhoben, die abhängig vom Arbeitgeber oder dem Einkommen sind.

Diese Abgaben sind für:

  • Lebensversicherung,
  • Zusatzrente,
  • Wohnungsbau,
  • Familie oder anderes gedacht.

Der Arbeitgeber kann seinem Mitarbeiter eine genaue Auskunft geben, welche Abgaben fällig werden.

Video: Auf nach Frankreich: warum nicht auch du?

Löhne und Gehälter in Frankreich: Einkommenssteuer

Anders als in Deutschland wird in Frankreich die Einkommenssteuer nicht automatisch vom Gehalt abgezogen. Einmal im Jahr muss der Arbeitnehmer diese selbst entrichten. Die Höhe beträgt meistens ein bis drei Monatsgehälter und ist abhängig vom Einkommen. Sie ist aber wesentlich niedriger als in Deutschland.

Wer in Frankreich arbeitet, sollte dies bei seiner Monatskalkulation unbedingt berücksichtigen und einen entsprechenden Betrag zur Seite legen.

Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für EU-Bürger kein Problem

Die Europäische Union macht es möglich, dass man als deutscher Staatsbürger völlig komplikationslos in Frankreich arbeiten kann. Diese Regelung unterliegt auch keiner zeitlichen Begrenzung. So ist Frankreich, wie auch alle anderen EU-Staaten, ideal für alle, die nur einen absehbaren Zeitraum fern der Heimat arbeiten wollen. Auch Grenzgänger nutzen die Vorteile dieser problemlosen Arbeitsmöglichkeit.

Wer allerdings plant für immer oder zumindest längere Zeit in Frankreich zu bleiben, der sollte sich um eine Sozialversicherungsnummer bemühen. Diese ist in Frankreich wichtig und wird an vielen offiziellen Stellen auch verlangt.

Beantragen kann man sie mit folgenden Dokumenten:

  • Reisepass oder Personalausweis
  • gültiger Arbeitsvertrag in Frankreich
  • gültige Bankverbindung
  • Geburtsurkunde in beglaubigter Kopie
  • Nachweis über einen französischen Wohnsitz
  • Angaben zur letzten Krankenversicherung

Am einfachsten geht die Beantragung über den Arbeitgeber, der eine Anmeldung im Sozialversicherungssystem bei der URSSAF (Unions de Recouvrement des Cotisations de Sécurité Sociale et d’Allocations Familiales) vornimmt.

Wichtig: Wer plant die französische Staatsbürgerschaft anzunehmen, der muss fünf Jahre in Frankreich leben und darf in dieser Zeit keine Sozialleitungen erhalten.

Lebenshaltungskosten: Wichtiges Kriterium für Löhne und Gehälter in Frankreich

Was nützt einem der höchste Lohn, wenn die Lebenshaltungskosten Rekorde brechen? Und so manch niedriges Gehalt entpuppt sich als wahrer Geldsegen, wenn man in einer günstigen Region lebt. Daher ist es essentiell für eine Beurteilung des Lohnniveaus, auch die Lebenshaltungskosten zu betrachten.

In Frankreich variieren diese sehr stark nach Lage. Im Landesinneren sind sie vergleichbar mit Deutschland. An den Küsten und in Paris sind sie jedoch deutlich höher. Vor allem die teure Hauptstadt hebt den französischen Durchschnitt enorm.

Hier liegen die Lebenshaltungskosten im internationalen Vergleich zwar noch hinter London aber bereits vor München oder Rom. Die Mieten sind zum Teil doppelt so hoch wie im restlichen Land und auch im Restaurant zahlt man mehr.

Während Lebensmittel in Frankreich eher teurer sind als in Deutschland, zahlt man dafür weniger für den Personentransport oder die Kinderbetreuung. Staatliche Einrichtungen sind ab dem zweiten Lebensjahr vorhanden und kostenfrei.

So kommt das Geld in Frankreich aufs Konto

In Deutschland ist der Scheck wahrscheinlich nur noch der älteren Generation bekannt. Einen Gehaltsscheck in unseren Breitengraden zu erhalten ist heutzutage jedoch mehr als unüblich. In Frankreich dagegen ist diese Praxis noch weit verbreitet. Erst ab einem Einkommen von ca. 1.500 Euro pro Monat werden die Gehälter meistens automatisch vom Arbeitgeber auf das Bankkonto überwiesen.

Alle anderen Arbeitnehmer, die weniger verdienen, bekommen einmal im Monat ihren Gehaltsscheck, den sie bei ihrer Bank einlösen können. Eine wöchentliche Auszahlung ist eher selten zu finden.

Wer eine Vollzeitstelle in Frankreich antritt, der arbeitet etwas weniger als in Deutschland.

Wer eine Vollzeitstelle in Frankreich antritt, der arbeitet etwas weniger als in Deutschland.(#02)

Vollzeit in Frankreich arbeiten: Das muss man wissen

Wer eine Vollzeitstelle in Frankreich antritt, der arbeitet etwas weniger als in Deutschland. Die Grundlage sind meistens 35 Stunden. Mehr als 48 Stunden pro Woche dürfen nicht gearbeitet werden.  Allerdings gibt es hier Ausnahmeregelungen. Egal wie lang man arbeitet, nach 6 Stunden wird eine Pause fällig, mindestens 20 Minuten, meist jedoch länger. Zwischen zwei Arbeitstagen liegt eine Pause von wenigstens 11 Stunden und einmal im Monat sogar 35 Stunden.

Der Arbeitgeber zahlt außerdem Überstundenzuschläge oder muss einen Freizeitausgleich anbieten. Viele Franzosen stocken so ihren Urlaub auf über das Doppelte auf und bleiben acht oder neun Wochen zuhause. Übrigens der gesetzliche Urlaubsanspruch liegt bei einer 6-TageWoche bei 30 Urlaubstagen und bei einer 5-Tage-Woche bei 25 Urlaubstagen und ist damit höher, als der in Deutschland.

Teilzeit ist in Frankreich wenig verbreitet. Durch die gute Kinderbetreuung ist diese aber auch kaum notwendig. Fast alle Französinnen fangen nach einer Geburt schon bald wieder an zu arbeiten.

Löhne und Gehälter in Frankreich für Familien

Wer ein Jahr oder länger arbeitet, der hat auch Anspruch auf Erziehungszeiten. Bis zu drei Jahre dürfen dafür eingeplant werden. Der Arbeitsvertrag wird, anders als in Deutschland, dafür aufgelöst, muss aber nach der Erziehungszeit seitens des Arbeitgebers wieder reaktiviert werden. Löhne und Gehälter in Frankreich fallen daher für diesen Zeitraum aus.

Stattdessen wird eine staatliche Beihilfe gezahlt. Diese existiert in unterschiedlichen Formen, die in ihrer Höhe davon abhängen, wie lange das Elternteil zuvor gearbeitet hat und ob es während des Bezuges weiter arbeiten möchte oder vorrübergehend ausscheidet. Zum tragen kommt auch, ob eine private oder die staatliche Kinderbetreuung gewählt wird und einige weitere Faktoren.

Der Mutterschutz in Frankreich beträgt 16 Wochen, die sich zu gleichen Teilen vor und nach der Geburt aufteilen.
Zusätzlich erhalten Familien eine Geburtsprämie und ab dem zweiten Kind auch ein monatliches Kindergeld.

Fazit: Löhne und Gehälter in Frankreich sind denen in Deutschland ähnlich

Auch wenn auf den ersten Blick die Löhne und Gehälter in Frankreich niedriger als in Deutschland erscheinen: Rechnet man alle Abzüge zusammen, fällt der Unterschied gar nicht mehr so hoch ins Gewicht. Höhere Gehälter als in der Heimat können Deutsche jedoch nicht erwarten.

Wer geschickt verhandelt und sich als gesuchte Fachkraft bewirbt, der kann jedoch über Sonderzahlungen und Vergünstigungen durchaus ein respektables Einkommen erzielen.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild:  A StockStudio-#01:  A StockStudio-#02: Valeriya Zankovych

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