Hilfe, ich habe gegründet! Und wer soll das bezahlen?

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Venture Capital als Nonplusultra? Was sich derzeit als Hype erweist, ist nicht immer die beste Wahl. Gründer finden auch in staatlichen Förderprogrammen eine wertvolle Unterstützung für das junge Unternehmen.

Venture Capital und Business Angels

Momentan schaut es in den Medien so aus, als käme kein Existenzgründer um Venture Capital und Business Angels herum. Diese beiden Möglichkeiten werden beinahe schon vergöttert, obwohl sie schwer zu bekommen sind. Zudem stellt sich hier das Problem, dass kein Kapitalgeber einfach so investiert. In der Regel werden im Gegenzug dafür Anteile am Unternehmen abgetreten. Der Gründer führt seine Firma vielleicht noch mit der Mehrheit der Anteile, dennoch ist dort jemand anderes, dem gegenüber Rechenschaft abgelegt werden muss.

Außerdem ist es nicht einfach, in entsprechende Finanzierungsrunden zu kommen, das kann gut und gern bis zu sechs Monate oder sogar länger dauern. Neben Nerven kostet das auch Geld, denn die Zeit bis zum (möglichen!) Kapitalfluss muss erst einmal überbrückt werden. Beide Finanzierungsarten sind natürlich wichtig und in der Wirtschaft unverzichtbar, dennoch sollte sich ein Gründer fragen, ob er nicht anderweitig besser und schneller an das benötigte Geld kommen kann. Dafür bieten sich verschiedene Finanzierungslösungen an, zumal die Chancen auf Venture Capital besser stehen, wenn sich der Gründer zuvor bereits um Fördermittel bemüht hat.

Video: Fördermittel EU

Wo gibt es Fördergelder?

Welche Fördergelder überhaupt durch den Staat vergeben werden, kann in der Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie eingesehen werden. Ansonsten ist die Hausbank in den meisten Fällen der erste Ansprechpartner und prüft entsprechende Anträge bzw. leitet diese an die zuständigen Förderbanken weiter. Welche Förderdarlehen möglich sind, darüber weiß die Bank Bescheid, auch wenn sie meist nicht allzu offensiv mit ihren Informationen umgeht. Hier gilt, dass Sie als Gründer unbedingt direkt nachfragen sollten! Die KfW sowie andere Förderbanken bieten jedoch oftmals Beratungsgespräche an, in denen sich die wichtigsten Informationen zusammentragen lassen.

Wichtig: Geht es um Zuschüsse, ist die Hausbank die falsche Adresse. Denn über solche Finanzspritzen kann nur die Institution informieren, von der das Förderprogramm stammt. Auch dabei hilft die eben genannte Förderdatenbank des BMWi weiter. Zuschüsse sind nicht für alle Existenzgründer erhältlich, meist sind sie abhängig von der Branche bzw. vom Unternehmensinhalt. Es lohnt sich aber allemal, sich in diesem Punkt näher zu informieren und mögliche Förderungen zu finden.

Sicherlich ist die Beantragung der Förderkredite der KfW mit einigem Verwaltungsaufwand für ein junges Unternehmen verbunden. (#01)

Sicherlich ist die Beantragung der Förderkredite der KfW mit einigem Verwaltungsaufwand für ein junges Unternehmen verbunden. (#01)

Förderung über die KfW: Noch viel zu selten genutzt

Sicherlich ist die Beantragung der Förderkredite der KfW mit einigem Verwaltungsaufwand für ein junges Unternehmen verbunden. Dennoch ist die „Kreditanstalt für Wiederaufbau“ als erste Adresse zu nennen, wenn es um zinsgünstige Kredite zu besten Konditionen geht. Leider lässt sich feststellen, dass gerade Start-ups solche öffentlichen Fördermittel noch viel zu selten nutzen, was wohl auch am mangelnden Überblick über die Möglichkeiten zur Förderung liegt. Jedoch liegt hier jede Menge Geld „vergraben“, das nur darauf wartet, ausgeschöpft zu werden:

  1. ERP Gründerkredit „StartGeld“
    Die KfW bietet darüber eine Vollfinanzierung des Vorhaben und gewährt zinsgünstige Darlehen bis zu 100.000 Euro. Der effektive Jahreszins liegt derzeit bei 2,07 Prozent, Eigenkapital ist nicht erforderlich. Wenn keine ausreichenden Sicherheiten für den Kreditbetrag vorhanden sind, unterstützt die KfW bei der Besicherung.
  2. ERP-Kapital für Gründung
    Eine Teilfinanzierung kann mit dem ERP-Kapital für die Gründung mit bis zu 500.000 Euro in Anspruch genommen werden. Der Sollzins liegt derzeit bei 0,40 Prozent. Bei dieser Variante müssen mindestens 10 Prozent Eigenkapitel erbracht werden, wobei die Teilfinanzierung sich auf bis zu 50 Prozent des Vorhabens bezieht. Sicherheiten sind nicht erforderlich. Das Besondere: Die Rückzahlung beginnt nur mit den Zinsen, die ersten sieben Jahre sind tilgungsfrei.
  3. ERP-Gründerkredit Universell
    Auch über dieses Förderprogramm der KfW kann eine Finanzierung mit bis zu 500.000 Euro erreicht werden, wobei es sich hierbei um eine Vollfinanzierung des Vorhabens handelt. Dabei können Sie den Unternehmenssitz sowohl in Deutschland als auch im Ausland haben. Der effektive Jahreszins liegt derzeit bei 1,00 Prozent, Eigenkapital ist nicht erforderlich. Die KfW unterstützt bei der Besicherung.

Die KfW ändert ihre Programme immer wieder und so stehen teilweise andere Programme zur Verfügung, die eventuell bestimmte Branchen ganz speziell fördern sollen. Die KfW setzt hier vor allem auf zinsgünstige Programme, wobei ein wichtiger Aspekt die Zinsbindung ist. Diese ist teilweise auf zehn Jahre angelegt, was Sie unabhängig vom aktuellen Zinsmarkt werden lässt.

Würden Sie die gleiche Summe bei einer anderen, „normalen“ Bank aufnehmen und eine Zinsbindung vereinbaren, wäre das zwar auch vorteilhaft. Hier wird nach Ende der Zinsbindung aber meist eine Verhandlung über den neuen Zinssatz aufgenommen und der ist meist nicht günstiger! Die KfW hingegen kommt ihren Kreditnehmern auch dann entgegen und ist somit die bessere Wahl.

Video: Mit staatlicher Förderung kinderleicht zum Eigenheim!

Weitere staatliche Förderungen

Sie wollen aus der Arbeitslosigkeit heraus starten? Dann können Sie den Startzuschuss bekommen, der als Gründungszuschuss vergeben wird. Sie bekommen dann für eine Dauer von sechs Monaten einen Zuschuss, der sich auf Höhe des letzten Arbeitslosengeldes bewegt. Dazu werden pro Monat 300 Euro für die soziale Absicherung (Kranken- und Rentenversicherung) vergeben. Wichtig: Sie dürfen das Unternehmen auch nicht zuvor nebenberuflich geführt haben, sondern müssen wirklich arbeitslos gewesen sein!

Für Gründer in Berlin können IBB Mikrokredite interessant sein, die für verschiedene Zwecke beantragt werden können. Sie werden in das Anlagevermögen umgewandelt, können zur Vorfinanzierung von Aufträgen oder zur Produktentwicklung genutzt werden. Das Schöne daran: Die Beantragung ist bis zu fünf Jahre nach der Gründung möglich. Die Darlehen werden in einer Höhe von bis zu 10 Millionen Euro gewährt. Voraussetzung ist aber, dass Sie die IBB von der Tragfähigkeit Ihres Unternehmens überzeugen können.

Die ProFIT Förderung der IBB richtet sich ebenfalls an Unternehmen aus Berlin, die Technik oder Forschung mit einer eigenen Idee revolutionieren könnten. Die Zuschüsse betragen hier bis zu 400.000 Euro und können auch als zinsgünstige Darlehen vergeben werden.

Das BMWi bietet mit seinem EXIST-Programm Hilfe für alle, die sich aus einer Forschungseinrichtung oder Hochschule heraus selbstständig machen wollen. Das Gründerstipendium kann als Zuschuss in Anspruch genommen werden und beläuft sich bis zur Höhe der Ausgaben, die als „projektbezogen und zuwendungsfähig“ bezeichnet werden können.

Weitere Förderungen können sich auch nur auf die Beratung beziehen, die Gründer in Anspruch nehmen können. Die Kosten dafür werden seitens der Förderbank getragen.

Video: Professionell am Telefon – FRUST ABBAUEN im Service und Kunden erfolgreich WEITERHELFEN

Was sind Förderungen nicht?

Staatliche Förderungen sind keineswegs geschenktes Geld, denn nur wenige Gelder sind tatsächlich als Zuschüsse gedacht und müssen nicht zurückgezahlt werden. Meist handelt es sich bei den Fördergeldern um zinsgünstige Darlehen, die nach einer tilgungsfreien Zeit doch zurückzuzahlen sind. Die tilgungsfreie Zeit ist keine Zeit ohne jegliche Verpflichtungen, dies besagt nur, dass während dieser Phase lediglich die aufgelaufenen Zinsen geleistet werden müssen.

Außerdem sind Förderkredite immer noch Darlehen, die zur Verschuldung führen. Sollte Ihr Unternehmen scheitern, stehen Sie dennoch vor einem Schuldenberg. Auch wenn Förderkredite in oftmals traumhaft hohen Beträgen angeboten werden – seien Sie vorsichtig bei der Inanspruchnahme, denn Sie müssen das Geld in jedem Fall zurückzahlen!

Fördermittel können keine Allheilmittel und Lösungen für alles sein. Denn: Nicht wenige Unternehmen bauen auf die Fördermittel und sind derart angelegt, dass sie ohne diese Zuschüsse nicht funktionieren. Das ist ein Fehler, denn die Kredite müssen zurückgezahlt werden und sind zudem nicht von Dauer. Fallen sie weg oder werden gar nicht erst bewilligt, steht das junge Unternehmen vor dem Nichts.

Sicherlich können Förderkredite dazu beitragen, dass finanzielle Probleme reduziert werden, allerdings können sie nicht die Ursache beheben. Diese liegt aber meist woanders und nicht nur daran, dass die junge Firma zu wenig Startgeld zur Verfügung hat. Viele Gründer machen auch den Fehler und nutzen die Mittel aus den Förderkrediten zum Bestreiten des Lebensunterhalts. Ist das Geld aufgebraucht, steht nichts mehr zum Leben zur Verfügung. Ins Unternehmen wurde aber auch nicht investiert, daher wird ein solches Vorhaben wohl in der Insolvenz enden.

Fördermittel können auch nicht für jeden Existenzgründer die beste Wahl sein, doch für einige sind sie tatsächlich die Lösung. Vor allem für diejenigen, die ohnehin einen Kredit zum Unternehmensstart aufnehmen müssen, denn durch die Fördergelder zahlen sie weniger Zinsen oder bekommen Teilbeträge völlig erlassen.


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