Gerold Tagwerker berührt mit Spiegel und Lochblech

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Wer sagt denn, dass ein Lochblech nur dazu geeignet ist, in der Architektur eingesetzt zu werden und dort Fassaden oder Geländer zu dekorieren? Auch in der Kunst können Lochbleche eingesetzt werden, wie jetzt auch der Künstler Gerold Tagwerker aus der Schweiz eindrucksvoll beweist.

Arbeit mit Licht und Lochblech

Gerold Tagwerker stellt seine Werke im Kunstmuseum Appenzell (Unterrainstraße 5, 9050 Appenzell in der Schweiz) aus. Hier hat er einen idealen Ort für seine Kunst gefunden und präsentiert seine monografische Ausstellung.

Diese umfasst nur 18 Werke des Künstlers – eine überladene Werkschau sieht anders aus. Auch damit hebt sich Tagwerker angenehm von vielen anderen Künstlern dieser Zeit ab, die oftmals mit Masse statt mit Klasse zu begeistern versuchen. Auf einem Saalzettel bekommen die Besucher alle wichtigen Informationen zu den Werken präsentiert – eine Beschriftung der Werke wie sonst üblich sucht man hier vergebens.

Genauer gesagt sind es eigentlich 19 Werke, denn die Glasspiegelarbeit, die sich direkt im Foyer des Kunstmuseums Appenzell in der Schweiz befindet, gehört ebenfalls zur Ausstellung. Hier kann der Besucher sich schon auf den Stil Tagwerkers einstimmen – auf die geometrischen Raster. Diese sollen eine Struktur zeigen, aus der die Welt bestehen könnte. Was ließe sich hier besser verwenden als ein Lochblech?

Einheitlich und variabel

Die Werke Tagwerkers kommunizieren mit jedem Raum des Kunstmuseums Appenzell, in dem sie ausgestellt werden. Sie scheinen die sichtbare Realität zu verändern, was ein Besucher allerdings nur wahrnimmt, wenn er ausreichend Zeit mitbringt. Die künstlerische Sprache Tagwerkers kommt in jedem seiner Werke zum Ausdruck – egal, ob es sich um eine Mauer über Eck handelt oder um ein sechsfaches Raster aus Deckenleuchten.

Das Lochblech findet sich vor allem im Raum zwei wieder, wo Tagwerker auch mit Spiegeln gearbeitet hat. Ein bisschen sehen die Werke wie Bürowände aus, allerdings handelt es sich um die Verwendung von Lochblechen, die nicht identisch sind und die über unterschiedliche Lochgrößen verfügen. Durch Spiegel wird ein Bezug zum Körper sowie zum Raum hergestellt.

Häufig arbeitet Tagwerker mit Spiegeln, um so der Kunst das i-Tüpfelchen aufzusetzen und zu ermöglichen, dass der Besucher sich selbst reflektiert. Hier im Kunstmuseum Appenzell in der Schweiz ist damit eine einzigartige Ausstellung zu finden, die gleichermaßen einheitlich wie flexibel und anpassbar daherkommt. Dabei lässt Tagwerker eine gewisse Ironie nie vermissen. Er zeigt eine Persiflage auf die Möbel des bekannten schwedischen Möbelherstellers, die wiederum gleichzeitig eine Reverenz an Alexander Rodtschenko darstellen sollen.

Ähnlich verhält es sich im zehnten Raum mit der größten Skulptur: Hierbei wird die Puerta de Europa in Madrid nachempfunden, dennoch ist Tagwerkers Variante gänzlich anders. Denn seine Version sieht aus, als würde sie gleich umkippen – labil und irgendwie nicht belastbar.

Tagwerker zeigt mit seiner Ausstellung eindrucksvoll, wie anders Kunst sein kann und dass ein Lochblech nicht einfach nur ein solches ist. Es finden sich vielfältige Verwendungsmöglichkeiten für Lochbleche – wobei gerade die Kunst von den verschiedenen Ausführungen und Lochungen der Bleche profitiert.

Dabei sind fast alle Lochformen und Muster umsetzbar und es können allein mit diesem Blech ganze Motive oder Bildfolgen nachgestellt werden. Dies zeigen diverse Beispiele, wie sie in der Architektur und an Fassaden – nicht nur in der Schweiz – zu finden sind.


Bildnachweis: © freeimages.com – Ekaterina Boym-Medler

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer leitet die Content-Marketing-Agentur schwarzer.de. Als Marketer, Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de und industry-press.com. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatrioten dabei „ausgefallene“ Ideen und technische Novitäten besonders am Herzen.

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