Helmut Müller – ein Gründer? In gewisser Weise schon, denn er übernahm die alte Schweriner Seilerei und stellte sie nach der Wende auf die Marktwirtschaft um. Hier kann trotz der Übernahme des Betriebs von einer Gründung gesprochen werden, denn der alteingesessene Betrieb musste erst einmal auf gesunde Füße gestellt werden, bevor die ersten Anschlagketten vom Band laufen konnten – ein immenses Vorhaben, welches dem Erfolgsstreben bei einer Gründung gleichzusetzen ist. Welches aber gelang und Helmut Müller zum Erfolg mit seiner SAS Seil- und Anschlagmittel GmbH führte.
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SAS Seil- und Anschlagmittel GmbH: Die Anfänge
1989 kam die Wende und mit ihr zahlreiche Umstrukturierungen und Änderungen. Gewollt war eine Reprivatisierung, die folgendermaßen ablief: Als die PGH in den VEB Hanf- und Drahtseilverarbeitung im Jahr 1979 überging, waren zahlreiche Mitarbeiter vorhanden. Wer zu dieser Zeit Angestellter war, konnte nach der Wende zum Gesellschafter ernannt werden. Diesen Schritt wagten rund sechs Leute, darunter Helmut Müller, für den dies ein großer Schritt in Richtung Erfolg war.
Der Neuanfang für die Herstellung von Anschlagketten und diverser Anschlagmittel lag also im Jahr 1990 und Helmut Müller wurde quasi zum Existenzgründer. Dass es das Unternehmen bereits vorher gab, spielt dabei keine Rolle, denn es existierte auf einer völlig anderen Basis, die in der Marktwirtschaft keinen Bestand gehabt hätte.
Der Neustart wurde zum Drahtseilakt, mit dem der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft realisiert werden musste. Damit dies gelang, wurde sofort eine Änderung nötig: Das Sortiment musste umgehend erweitert werden. Einst wurden nur Drahtseile hergestellt, für deren Produktion die Mitarbeiter in DDR-Zeiten viel Zeit hatten.
Nun stellte sich aber das Problem ein, dass viele Gesellschafter absprangen, was vor allem Altersgründe hatte. Nur Helmut Müller blieb übrig und versuchte, die Sache allein zu stemmen. Anschlagmittel und Anschlagketten waren die Lösung und sollten das Unternehmen retten.
Mit Anschlagketten auf dem Vormarsch
Die traditionelle Seilerei nach alter Handwerkskunst musste sich den modernen Gegebenheiten anpassen und die Produktion erweitern. An dieser Stelle traten Anschlagmittel und Anschlagketten auf den Plan, auch textile Hebebänder sowie Zurrgurte wurden in das Sortiment aufgenommen. Insgesamt wurde die Produktion auf zahlreiche Produkte, die alle irgendwie mit dem Seil verbunden waren, ausgeweitet. Schon bald wurde der ursprüngliche Standort zu klein und das Unternehmen zog in eine neu gebaute Halle um. Schwerin blieb allerdings immer noch die Stadt des Unternehmenssitzes.
Anschlagketten und Anschlagmittel: Heutige Produktion
Die Maschinen von damals sind auch heute noch im Einsatz: So zum Beispiel die Seilpresse, die sich in der heutigen Fertigungshalle befindet. Sie stammt aus dem Jahr 1990 und ist für die Fertigung der Stahlseile unverzichtbar.
Derzeit gibt es rund zwanzig Mitarbeiter, die das Unternehmen von Helmut Müller vorantreiben und auf Erfolgskurs halten. Jährlich erwirtschaftet man hier mit Anschlagketten und den übrigen Produkten rund drei Millionen Umsatz – eine ansehnliche Summe für eine Fast-Neugründung nach der Wende. Die SAS Seil- und Anschlagmittel GmbH arbeitet aber nicht nur mit Metall, sondern unterhält auch eine Näherei, die von Sigrid Kuhn geleitet wird.
Hier werden die Zurrgurte gefertigt, die nicht nur nach direkter Bestellung hergestellt werden, sondern die auch auf Lager liegen. Gerade das wissen die Kunden der SAS Seil- und Anschlagmittel GmbH zu schätzen. Wer schnell einmal etwas braucht, ist hier an der richtigen Adresse und bekommt seine Ware. Das Lager ist groß und beinhaltet sämtliche Produkte, die tagtäglich hergestellt werden. Stahlseile liegen hier auf großen Rollen, Zurrgurte in verschiedenen Größen in den Regalen. Wer nur ein Stück eines Drahtseils benötigt, bekommt dieses mit dem Spezialschneider passgenau geschnitten.
Durch die Herstellung der Anschlagmittel, der Anschlagketten sowie der vielen weiteren Produkte wird die SAS Seil- und Anschlagmittel GmbH auch weiterhin auf Erfolgskurs bleiben, selbst wenn Helmut Müller nun doch an die Rente denkt.
Anschlagketten und Co.: Helmut Müller denkt ans Aufhören
Helmut Müller plant nun langsam seinen Rückzug aus dem Unternehmen, denn mit 63 mag er nicht mehr allzu lange arbeiten. Er plant derzeit, sich im Jahr 2017 zur Ruhe zu setzen – doch die Zukunft ist gesichert. Bereits im Jahr 2013 gab es die Gründung einer Tochtergesellschaft, die mit Thomas Kurowsky einen würdigen Geschäftsführer erhalten hat. Die Geschäftsleitung wird mit dem Austritt von Helmut Müller durch seine Tochter Manuela Bergmann erweitert, die bereits eine langjährige Erfahrung im Unternehmen nachweisen kann und sich mit Anschlagketten bestens auskennt.
Allerdings bleibt auch festzustellen, dass sich Helmut Müller wohl nie gänzlich aus dem Geschäft zurückziehen wird. Zu eng ist er mit seinem Unternehmen verbunden, zu lange schon dominiert es sein Leben. Er sagt selbst, dass er immer ein Auge darauf haben werde. Die Geschäftsführung abzugeben ist die eine Sache, gänzlich von der Bildfläche zu verschwinden und Anschlagketten, Anschlagmittel, Zurrgurte und alle weiteren Produkte bzw. deren Herstellung anderen zu überlassen, eine ganz andere.
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