Experten gehen davon aus, dass nur eines von zehn Startups die kritische Phase mit Bravur meistert und erfolgreich wird. Und die liegt in den ersten drei Jahren, in denen rund 80 Prozent aller Startups scheitern – manche Zahlen gehen sogar von 90 Prozent aus. Dem Deutschen Startup Monitor zufolge hat bereits jeder dritte deutsche Startup-Gründer zuvor ein anderes Projekt einstellen müssen.
Stolpersteine: Welche sind die größten der Start-ups?
Die Statistiken sprechen nicht unbedingt dafür, dass es besonders ratsam ist in Startups zu investieren, da die Gründe, warum Startups letztlich scheitern, vielfältig sind. Fehlender Bedarf, mangelhaftes Produkt oder schlechtes Marketing sind einige davon.
Eher große Felsen, statt kleiner Stolpersteine für Gründer und Investoren. Bei einem erfolgreichen Geschäftsverlauf können zwar hohe Renditen ausgeschüttet werden, aber besonders für Privatanleger ist das Risiko einer Investition extrem hoch – auch für die Unternehmen, da ihnen Geld von ihnen vielleicht unbekannten Personen versprochen wird.
Video: Crowdinvesting ermöglicht auch das Verwirklichen von sehr individuellen Plänen und Zielen
Nehmen wir zum Beispiel Coco-Laetitia de Bruycker. In dem nachfolgenen YouTube-Clip erklärt sie ihr ungewöhnliches Vorhaben und wie sie es bereits zum großen Teil eben über Crowdinvesting erreicht hat. Oder andersherum: ohne Crowdinvesting könnte Coco-Latitia ihren Traum wohl nie verwirklichen, und das wäre sehr schade…
Hätten Sie jemals gedacht, dass so etwas möglich wäre?
Das Risiko beim Crowdinvesting minimieren
Das Hauptrisiko verbleibt jedoch auf der Investorenseite. Zwar bleibt die Investition in Startups per se ein riskante Angelegenheit, jedoch gibt es eine Möglichkeit, das finanzielle Risiko zu minimieren, indem einfach die Beträge verkleinert und auf mehrere Investoren verteilt werden. Diese Art des gemeinschaftlichen Investierens nennt sich Crowdinvesting.
Jung und innovativ: Was zeichnet Start-ups genau aus?
Der Begriff „Startup“ ist in aller Munde und er wird oftmals gerne wahllos benutzt, ohne genau wirklich zu wissen, was er ausdrückt. Meistens wird damit ein junges Unternehmen assoziiert, das aus eben so jungen Mitarbeitern besteht, die ihre Pausen am liebsten bei Fair-Trade-Kaffee und Kickern verbringt. So weit die Klischees.
Jedoch lassen sich einige Merkmale auflisten, die allen Startups gemein sind. Grundsätzlich stehen Startups für junge, innovative Wachstumsunternehmen. Per Definition sind sie hoch innovativ und so liegt der Anteil an Marktneuheiten im Bereich von Produkten bei Startups bei ca. 85% während sie bei klassischen Unternehmen nur bei rund 16% liegt. Startups sind oftmals Teamsache. Obwohl auch Teamgründungen im allgemeinen Gründungsgeschehen von 25% auf 37% angestiegen sind, so übertrifft der Anteil an Teamgründungen im Startup-Bereich mit 75% diese Zahl um ein vielfaches.
Allerdings besteht noch einiges an Nachholbedarf, was die Frauenquote angeht. So liegt der Anteil von Startup-Gründerinnen lediglich bei 13,9%, während weibliche Selbstständige einen Anteil von 43% der Gründungen in Deutschland ausmachen.
Der Deutsche Startup Monitor, die wohl bekannteste Studie zu Startups in Deutschland, hat versucht eine grundsätzliche Definition für Startups aufzustellen, der drei obligatorische Merkmal zu Grunde liegen:
- Die Startup-Gründung liegt weniger als zehn Jahre zurück
- Technologie und/oder Geschäftsmodell von Startups weisen ein hohes Innovationspotential aus
- starkes Wachstum hinsichtlich Mitarbeitern und Umsatz ist bereits im Gange oder wird angestrebt
Um im Deutschen Startup Monitor als Unternehmen überhaupt berücksichtigt zu werden, muss es zunächst einmal die erste Voraussetzung erfüllen. Des Weiteren muss zusätzliche noch eine der beiden weiteren Voraussetzungen erfüllt sein. Obwohl der Begriff „Startup“ ursprünglich aus dem Kreis von Unternehmen mit Fokus auf digitalen Geschäftsmodellen stammt und nach wie vor vor allem in der digitalen Wirtschaft die meisten Startups zu finden sind, so lassen sich junge, innovative Unternehmen in sämtlichen Branchen finden.
Alles aus eigener Tasche? So finanzieren sich Startups
Da die Gründer von Startups sich zum Gründungszeitpunkt in der Regel noch in jungen Jahren befinden, ist es bemerkenswert, dass der Großteil von 84,1% der Startups eigene Ersparnisse als Hauptfinanzierungsquelle nutzt. Rund ein Drittel ist auf Kapital aus dem Freundes- und Bekanntenkreis angewiesen. Darüber hinaus greife 22,6% auf Business Angels, 18,8% auf Venture Capital und 8,3% auf Inkubatoren, Company Builders oder Accelatoren zurück. Die Inanspruchnahme von staatlichen Fördermitteln ist von 29,4 % auf 35,5 % angestiegen und somit die zweithäufigste Finanzierungsquelle.
Rund ein fünftel der Startups nutzt den operativen Cash Flow zur Finanzierung – 14,6 % nehmen Fremdkapital über Bankdarlehen auf. Mit einem konstant niedrigen Anteil von 4,1% spielt Crowdfunding bisher eine eher untergeordnete Rolle und Zahlen zum Crowdinvesting sind bislang nicht bekannt, obwohl dies sicherlich eine Finanzierungsform mit Zukunft ist, da bei erfolgreicher Unternehmensentwicklung auch die Privatinvestoren davon maßgeblich profitieren können.
Die finanzielle Macht des Schwarms
Crowdinvesting funktioniert grundsätzlich ähnlich wie Crowdfunding. Viele Personen versuchen investieren die ein und selbe Sache. Doch während beim Crowdfunding die Investoren einen festen Betrag zahlen und abhängig von der Höhe des Betrags eine entsprechende Gegenleistung bekommen, sind Rendite und Erfolgswahrscheinlichkeit beim Crowdinvesting nicht wirklich abzusehen. Beim Crowdfunding gibt es nur zwei Arten, auf die eine Investition enden kann: Entweder wird das Finanzierungsziel erreicht und der Investor bekommt seine entsprechende Gegenleistung oder es wird nicht erreicht und er bekommt sein Geld zurück. Das Risiko beim Crowdinvesting ist jedoch höher, da bei einem Scheitern des Startups das Geld auch automatisch weg ist.
Ähnlich wie beim Crowdfunding stehen einem hier diverse Plattformen zur Verfügung, wo sich potentielle Investoren anmelden und in Startups investieren könne. Die Unternehmen stellen sich auf den Plattformen per Video vor und jeder kann sich für sich selbst entscheiden, ob es sich dabei um ein Unternehmen mit Zukunft handelt. Bereits mit kleinen dreistelligen Beträgen kann in die Startups investiert werden, was zwar nicht das Risiko des Verlustes an sich verringert, aber die Höhe der Investition, die verloren werden kann. Wenn eine Gründung erfolgreich verläuft, sind jedoch auch oftmals Renditen von 200 bis 400 Prozent drin. Seit Anfang der 2010er existieren Crowdinvesting-Portale und die Zahl der Anleger wächst ständig.
Investitionen für jedermann
Das Interessante an Crowdinvesting ist, dass grundsätzlich jeder investieren kann. Bis vor einiger Zeit waren Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen für Privatinvestoren nur über Private-Equity-Fonds möglich, welche verglichen mit Crowdinvesting aber deutlich weniger Transparenz bieten. Wer über eine Crowdinvesting-Plattform investiert, weiß genau in welches Unternehmen sein Geld fließt und woher eventuelle Renditen zurückkommen.
Und schüttet ein Startup Gewinn aus, so werden die Investoren entsprechend ihrer Anteile daran beteiligt – zuweilen können die Investoren mit hohen Renditen rechnen. In der Regel können die Verträge nach sechs Jahren das erste Mal gekündigt werden. Sollte das Startup bis dahin lukrativ geworden sein, bekommt der Investor nicht bloß sein angelegtes Geld zurück, sondern wird am aktuellen Unternehmenswert beteiligt. Hat das Startup mit seiner Geschäftsidee einen Nerv getroffen, lohnt sich das auch für die Investoren.
Geringeres Risiko durch kleine Beträge
Das Risiko in Startups zu investieren bleibt auch durch Crowdinvesting extrem hoch, da ,wie schon erwähnt, viele der neu gegründeten Startups in den ersten Jahren scheitern. Trotzdem lässt sich durch Crowdinvesting das finanzielle Risiko dadurch senken, dass es möglich ist geringere Beträge zu investieren. Aber auch bei geringen Beträgen ist vorher abzuwägen, ob ein Verlust finanziell zu verkraften wäre. Crowdinvesting ist keine sichere Geldanlage mit der sich auf lange Sicht in jedem Fall eine Rendite erzielen lässt.
Während Aktienkurse steigen und fallen und das investierte Geld mit einem niedrigen Aktienkurs nicht automatisch verschwunden ist, verschwinden mit gescheiterten Startups auch die Investitionen in der Versenkung. Daher eignen sich Crowdinvestings vor allem für Menschen, die den Erfolg eines Unternehmens gut abschätzen können, da sie sich in der Branchen auskennen oder für solche, die etwas auf der hohen Kante haben und den Reiz im Nervenkitzel sehen und den – statistisch gesehen recht wahrscheinlichen – Verlust ihrer Investition gut verkraften können.
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